Taita Zeremonie. Leichtigkeit im Sein. Ur-Erfolg aktiv!
1. Dezember 2016Reise nach San Agustin und der Dimensionswechsel „La Mascara“
12. Januar 2017Reiserfahrungen von der Teilnehmerin Christa Baisch
Der Archäologische Park in San Agustin, Kolumbien
San Agustin ist heute ein kleiner Ort, der wieder auf Touristen hofft. Vor tausend
und mehr Jahren muss die Gegend dicht besiedelt gewesen sein. Die ersten Statuen
wurden schon im 18. Jahrhundert entdeckt, wissenschaftliche Ausgrabungen und
Untersuchungen wurden erst ab 1914 gemacht, auch von dem Deutschen
Konrad Theodor Preuss. Inzwischen sind 1500 Statuen registriert, hinzu gerechnet
werden müssen die Statuen, die heimlich verkauft wurden und die Statuen, die noch nicht
entdeckt wurden. Mit Sicherheit liegt da noch einiges im Boden.
1995 wurden die Statuen von San Agustin, Huila,
Colombia zum Weltkulturerbe ernannt.
Im Archäologischen Park von San Agustin ist man Stunden oder Tage unterwegs. Das
Gelände ist umfasst einige Quadratkilometer. Zum Teil stehen die Statuen noch an
ihrem ursprünglichen Ort, zum Teil wurden sie neu aufgestellt. Der Höhepunkt der San-
Agustin-Kultur wird auf die Zeit von 200 v.C. bis etwa 700 n.C. datiert. Ein uralter
Kulturraum.
Die Menschen von damals haben uns nur die Statuen hinterlassen, keine
Schrift nach unserer Vorstellung, wenig Bauwerke. Eines dieser Bauwerke ist im
Archäolgischen Park, der Heilige Bezirk von Lavapatas. Es ist eine Art Wellness-Oase
in das Lavagestein im Flussbett gehauen. Bis heute plätschert der Lavapatas über das
behauene Gestein. Man kann noch die verschiedenen Badebereiche erkennen. Eine
Wanne ist in den Fels gehauen mit dem Relief eines Kindes, vermutlich die
Entbindungsstation. Was für ein Akt, in dieser Umgebung ein Kind zu gebären!
Das Flussbett wurde gestaltet, begradigt, aber so, dass das Wasser noch lebendiger und
quirliger über das Gestein sprudelt. Ich bin sicher, es war überdacht. Man sieht noch
kleinere kreisrunde Löcher, die möglicherweise für Pfosten eingelassen wurden.
Unter der Fülle der Statuen im Park sollen wir uns die suchen, die uns am stärksten
anspricht. Bei mir ist es, wie sich nachher herausstellt, der Sonnengott. Er hat
hervorstechende Augen, aber das haben eigentlich alle, die wir gesehen haben, was
mich anzog sind seine Backenknochen. Er hat kreisrunde, kräftige Backenknochen,
einer links der Nase, einer rechts davon. In der Nase selbst trägt er einen Nasenring mit
ebenfalls zwei Kugeln links und rechts. Die Pupillen seiner Augen sind rund, die
Augenform selbst ist ein Halbkreis. Sein Gesicht hat die Form eines Dreiecks mit der
Spitze nach unten. Und natürlich hat er den breiten Mund, die fletschenden Zähne. Es
ist seine Jaguarkraft, die er zum Ausdruck bringt. Es sind klare geometrische Formen,
die Proportionen zwischen Mund, Nase, Augen und Augenknochen wurden genau nach
dem goldenen Schnitt angeordnet. Von diesem Sonnengott wurde nur das Gesicht
modelliert, er hat keinen Körper.
Die Statuen drücken etwas aus, sie sind eine andere Art von Alphabet.
Beim Sonnengott ist es eine Ausnahme, dass er nur ein Gesicht hat, die meisten Statuen
bilden einen ganzen Körper ab und halten etwas in ihren Händen. Manche haben einen
Stab oder zwei Stäbe oder eine Art Arbeitswerkzeug, aber bestimmt die Hälfte der
Statuen halten ein Kind in ihren Händen. Im vergangenen Jahrhundert gab es
Interpretationen, dass es sich dabei um Menschenopfer handeln würde, was sich
inzwischen als falsch herausgestellt hat. Es ist eine Mutter mit ihrem Kind. Die Mutter
überträgt ihre Jaguarkraft auf das Kind. Ich denke an unsere Madonnenstatuen,
an den vielbesungenen Liebreiz dieser Mutter-Kind-Beziehung. Von Liebreiz ist bei den Statuen
in San Agustin nichts zu spüren, sie verkörpern eine Kraft, eine Stärke und dabei eine
Mütterlichkeit, die mich erschauern lässt. Diese Stärke haben sie auch nach zwei- oder
drei Jahrtausenden oder wer weiß, in welcher Zeit die Bildhauer diese Frauen mit ihren
Kindern in den Stein schlugen.
Für den Ort unserer Zeremonie im Park zwischen den vielen Statuen entscheidet
sich Gerardo für einen Baum. Es ist, wenn ich mich nicht täusche, ein Affenbrotbaum, der
Lebensbaum der indigenen Völker. Der Affenbrotbaum ist innen hohl und dieser Baum
ist innen hohl, ich bin aber keine Botanikerin. Wir ziehen die Karten und Essenzen, es
läuft wie gewohnt, bis sich für Silvia die Welt verändert. Sie erlebt plötzlich einen tiefen
Schmerz, eine entsetzliche Trauer. Sie erzählt später, dass sie eine gewaltsame
Auseinandersetzung gesehen hat, kriegerische Konflikte. Unsere Friedenszeremonie
wird mehrdimensional, auch in zeitlicher Hinsicht. Dieses Gelände mit seinen Statuen
war für die Völker Amerikas ein bedeutender Treffpunkt und offensichtlich nicht nur für
Friedensverhandlungen. Für uns ist es wie eine Abschussrampe in andere
Dimensionen.
Silvia erzählt, als sie das erste mal die Statue auf der Seite von Gerardo im Internet
gesehen hat, wusste sie, da muss sie hin. Sie sagt, sie habe keine Wahl gehabt.
Sei Teil der nächsten Kolumbienreise.
Loslass-Zeremonie am El Estrecho
Durchbreche Deine alten Gewohnheitsmuster. Loslassen am Rio Magdalena, Kolumbien.
Schaue Dir dieses Video an und genieße das Loslassen. Perspektivenwechsel.
Der Rio Magdalena fließt einmal längs von Süd nach Nord durch Kolumbien. Er ist
1.358 km lang. Im Karibischen Meer bildet er ein weites Mündungsdelta. Dort ist er
noch kilometerweit im Atlantik als Fluss mit seinem Süßwasser erkennbar. Seine Quelle
liegt in der Nähe von San Agustin auf 2 800 m Höhe. In dieser Gegend ist er noch
schmal, aber schon sehr lebendig. Seine engste Stelle „Estrecho“zwischen
den Felsen beträgt 1,70 m.
Dort an diesen Engpass findet die heutige Zeremonie statt.
Auch der Rio Magdalena muss einen Engpass überwinden, nicht nur einen, aber
diese Stelle ist seine engste. Wir sind nicht die ersten, die an diesem Platz eine Zeremonie
abhalten, es gibt hier riesige Steine, die Spuren einer menschlichen Bearbeitung
zeigen. Die Kraft, mit der der Rio Magdalena seinen Engpass meistert, ist
überwältigend. Nichts wie durch! Wir wollen auch etwas von dieser Kraft, unbeirrt durch
Engpässe durchmarschieren, Ketten ablegen. Ich denke an die Engpässe in meinem
eigenen Leben. Ich will nicht mehr daran denken. Offensichtlich gehören Engpässe
dazu, es ist nun mal so, es steckt eine große Kraft darin.
Challenge accepted!
Nach der Zeremonie kaufe ich eine Kette. Es ist die Kette, die Gerardo von einem
Bauern für die Zeremonie ausgeliehen hat. Sie ist geknüpft wie eine Perlenkette, die
Perlen sind große, farbige Samenkugeln.
Wir essen hinterher frisch gebratene Arapas. Köstlich, dazu frisch gepressten Saft, noch
köstlicher. Es ist ein kleines Restaurant, am Ufer von El Estrecho, das Feuer brodelt in
einer Felskuhle, es gibt einen Tisch und ein paar Stühle. Wir sind glücklich. Eva kauft
sich einen Hut, ich kaufe Ringe aus Samenkugeln.
Ausflugsziel der Wasserfall „Los tres Chorros“ bei San Agustin
Die Wasserfälle in Putumayo konnten wir nicht besuchen, Hurrican Matthew hatte was
dagegen, aber in Kolumbien gibt es viele Wasserfälle und Alban aus San Agustin führt
uns zu den Tres Choros, den drei Wasserfällen. Wir fahren alle zusammen in einem
kleinen Bus, Alban spielt uns was auf seiner Flöte vor. Gerardo und Alban kennen sich
aus früheren Tagen, als Kinder in San Agustin, bevor die Violianca zugriff. Alban hofft
auf Touristen, die letzten Jahre waren sehr schlecht, fast niemand kam, jetzt wurde ein
neuer Weg erschlossen, er wurde vor sechs Monaten fertig, der zu den Wasserfällen
führt. Wir gehen über schwarze Vulkanerde. Dafür wurde der Vulkanboden
umgegraben. Ein Baufahrzeug fuhr die Strecke ab und legte den Weg an. Bei diesem
Umgraben kamen viele kleine Tonscherben hervor, alte Siedlingsspuren. Wir gehen
über altes Siedlungsgelände der Muiscas oder noch früher. In den Tonscherben kann
man Einritzungen erkennen, Verzierungen. Sie sind gleichmäßig geformt, wie von einer
Töpferscheibe. Ich stecke ein paar Scherben ein, ich weiß, die Archäologen sehen das
nicht so gern.
Es ist ein Fußweg, mit dem Auto kamen wir bis zu einem Dorf. Wir gehen über die
Viehweiden der Bauern, hin und wieder kommt ein Stacheldraht, mit einem Loch als
Durchschlupf. Es ist ein allmählicher Aufstieg, wir erreichen 2 800 m Höhe. Dann kommt
eine Hütte, bevor es fast senkrecht durch den Urwald runter geht zum Wasserfall. Wir
sind schon ein paar Stunden unterwegs und ich überlege, wie ich den Rückweg, also
den Aufstieg durch diesen Urwald noch schaffen soll. Es wird immer enger und für das
letzte Stück hat Alban sein Seil mitgebracht, an dem wir uns zu dem Wasserfall
runterlassen.
Drei Wasserfälle des Rio Magdalena tosen nebeneinander herunter,
sammeln sich in einem Becken, dann fließt der Fluss wild sprudelnd weiter.
Alles dröhnt, tobt, sprudelt, alles ist Energie.
Wir gehen vorsichtig ins Wasser. Das Wasserbecken, in dem sich der Wasserfall sammelt
wurde über die Jahrmillionen 25 m tief, ein Schritt zu viel und es kann einen mit hinunter
ziehen, aber ein Schritt davor und man wird von dieser Energie gepackt.
Es ist eine solche Lebenslust an diesem Ort, die Ekstase der Natur.
Ich spüre, mit welcher Lust das Leben lebt und lasse mich anstecken, genieße die Ekstase.
Dunkle Regenwolken zeigen sich, wir gehen zurück. Der Aufstieg zur Hütte ist eine
Kleinigkeit. Dort warten wir den Regen ab, der plötzlich und heftig niederprasselt. Dann
ist es vorbei, die Sonne kommt wieder raus. Der weitere Rückweg bis zu unserem
kleinen Bus ist schlammig und rutschig und leicht, ein Tanz über die Berge.
Es ist unser Abschiedsabend in San Agustin. Wir essen noch mal in unserem
Restaurant vom ersten Abend. Es war vor einer Ewigkeit und doch erst vor ein paar
Tagen.
Gerne bin ich bei der nächsten Reise wieder dabei.
Text: Christa Baisch
Fotos: Yessica Regler
Film: Privat Laempe